Natürlich kann niemand die Zukunft vorhersehen. Aber eine Ahnung wird man ja wohl haben dürfen. Und die sagt mir: es sind eher unschöne Zeiten, denen wir entgegengehen. Ich sag’ nur: der Klimawandel. Oder die Umweltzerstörung, das Artensterben, die Seuchen. Dazu die anscheinend zunehmende Häufig- und Heftigkeit von Kriegen, das Erstarken autoritär-faschistischer Strukturen. Ganz ehrlich? Ich glaube, die Menschheit steht nicht mehr nur vor ihrer größten Krise. Sie steckt längst mitten drin. Glaubt Ihr nicht? Ich hoffe, Ihr habt recht. Aber was wird sein, wenn die Wetterereignisse noch krasser werden? Wenn auch bei uns ein Krieg losbricht oder ein Cyberangriff die kritischen Infrastrukturen lahmlegt? Wenn dann der Strom weg ist und nichts mehr geht? Kein Trinkwasser mehr aus der Leitung kommt, kein Benzin aus der Zapfsäule? Wenn Lieferketten kollabieren, die medizinische Versorgung in die Knie geht, die Supermärkte leer gekauft oder geplündert sind? Alles nur Panikmache? Schön wär’s. Die Schlachten, die während der Pandemie bereits ums Klopapier geschlagen wurden, lassen, mich jedenfalls, anderes befürchten. Keine Frage, der Kollaps kommt – möglicherweise eher schleichend als mit einem großen Knall. Ein unmerkliches Dahinsiechen der Systeme. Erst funktioniert die Bahn nicht mehr, dann die Demokratie nur noch halb, und plötzlich ist nichts mehr so, wie es mal war. Werden wir dann von Ohnmacht überrascht und Hoffnungslosigkeit beherrscht sein? Oder sind wir in der Lage, das Unabwendbare zu beherrschen, weil wir uns rechtzeitig darauf eingestellt haben? Genau das ist das Konzept von Solidarisch Preppen – oder Preppa tillsammans, wie man in Schweden sagt, wo die gemeinschaftliche Kollapsvorsorge bereits praktiziert wird. Die Idee: wenn schon die Katastrophe nicht aufzuhalten ist, dann sollte man ihr lieber gemeinsam und gut gewappnet begegnen statt allein und unvorbereitet; der Begriff Preppen leitet sich vom englischen prepared ab. Be prepared = sei vorbereitet. Staatliche Vorsorgestrukturen – also die ausreichende Vorratshaltung von Lebensmitteln, Medikamenten, Schutzausrüstung, Treibstoff, Dünger, Saatgut und so weiter – existieren so gut wie nicht. Um so notwendiger erscheint es, dass alle, die können, vorsorgen. Aber nicht nur für sich selbst, sondern für alle. Vor allem auch für die, die es nicht können. Solidarisch eben. Gemeinschaftlich. Wer so tätig wird, verwandelt seine Kollapsängste in Aktivität, was wiederum Zuversicht und Hoffnung schafft. Wer so lernt, sein Potenzial für andere zu entwickeln, wird mit der inspirierenden Erfahrung von Teilhabe und Empathie belohnt. Tatsächlich sind es meistens Nachbarn, die bei Notlagen als erste zur Stelle sind und helfen können. Solidarische Vorsorge sollte also damit beginnen, dass wir uns als Nachbarn gegenseitig fragen: “Wer wollen wir in einer möglichen Notlage sein? Was brauchen wir, um die zu werden, die wir dann sein wollen? Wie können wir helfen?” “Stell Dir vor, es ist Klimakatastrophe, und alle sind vorbereitet – Wie wir den Kollaps gemeinsam gewuppt kriegen, oder auch nicht” lautet der Arbeitsitel eines Radiobeitrags, den ich gerade produziere. Und für den ich ganz konkret umsetzen möchte, was die schwedischen Prepper vorschlagen: “Fragt eure Nachbarn, was sie über den Zustand der Welt denken, und ob sie sich ggf. gemeinsam auf mögliche Notlagen vorbereiten wollen. Nutzt dazu eure Haus- oder Mietervereinigungen, Dorfgemeinschaften, Vereine. Baut mit euren Mitbürgern eine gemeinschaftliche Notfallvorsorge auf, wie zum Beispiel ein gemeinsames Lager mit Lebensmitteln, batterie- oder solarbetriebenen Radios, Gaskochern, Brennstoff, Kanistern für Wasser, Medikamenten, legt Gemeinschaftsgärten an, macht Erste-Hilfe-Kurse …” Fritz Tietz